Torsten Felstehausen aktiv vor Ort

Besuch im Dannenröder Wald

Torsten

Zwischen Stadtallendorf und Gemünden soll das nächste Teilstück der A49 quer durch ein FFH-Naturschutzgebiet und ein wichtiges Trinkwasserschutzgebiet gebaut und dafür rund 100 ha gesunder Mischwald gerodet werden. Doch der Widerstand nimmt zu. Am 26.07. begleitete ich den wöchentlichen Sonntagsspaziergang der BI und besuchte die Aktivist*innen, die seit Oktober 2019 ein Waldstück der geplanten Autobahntrasse besetzt haben.

Es riecht nach Sommer und Wald als wir von der Mahnwache in Richtung Wald spazieren. Die zum Teil über 200 Jahre alten Buchen spannen ihr Dach auf und es wird merklich frischer. Bereits jetzt hört man ungewohnliche Geräusche aus dem Wald dringen. Sägen und Hämmern, Kinderlachen und laute Rufe füllen den Wald, es wird an allen Ecken gearbeitet.

Seit dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, in dem zwar festgestellt wurde, dass die Bebauungsplanung gegen die Wasserrahmenrichtlinie verstößt, dies aber kein Grund sei, die Baugenehmigung für die Autobahn aufzuheben, kommt die Rodung näher, die juristischen Möglichkeiten sind fast ausgeschöpft.

Aber das lässt weder die BI noch die Aktivist*innen resignieren, der Widerstand geht weiter. Kreativ, phantasievoll und vor allem hoch in den Bäumen. In schwindererregender Höhe sieht man Plattformen, Baumhäuser und ein Spinnennetz von Seilen überzieht das Walddach. Hier oben, so hoffen die Waldbesetzer*innen, wird es der Polizei schwer werden, die Klimaschützer zu räumen.

Aber auch auf dem Boden herrscht ein buntes Treiben. Waldspziergäner*innen, viele mit Kindern machen sich ein Bild von dem bedrohten Lebensraum, bringen Lebensmittel, unterhalten sich über den Autobahnwahn, den Klimawandel und dessen Folgen. Einige nehmen das Angebot an und beteiligen sich an Kletterworkshops, andere fragen nach Möglichkeiten den bunten Widerstand zu unterstützen, am Rand steht eine Infotafel, auf der die Waldaktivist*innen aufgeschrieben haben, was noch gebraucht wird: Seile, Batterien, Baumaterial und vieles mehr.

Aber ganz so friedlich, wie an diesem Sonntag geht es nicht immer zu im Dannenröder Wald. Die Polizei hat begonnen, Dorfgemeinschaftshäuser anzumieten, Hubschrauber knattern im Tiefflug über die Baumwipfel um sich ein Bild von dem Widerstand zu machen. Erst in der vergangenen Woche startete ein Polizei-Expeditions-Corp mit Mannschaftswagen und Transportern in den Wald, zum Teil vermummt, um Baumaterial zu beschlagnahmen. Auf welcher Rechtsgrundlage blieb schleierhaft.

Aber von all dem ist an diesem Sonntag nichts zu spühren. Die Lage ist ruhig und man merkt, dass der Protest gegen die Rodung breit getragen wird. Menschen aus den umliegenden Dörfern, kleine Kinder und alte Menschen, Bauern und IT-Spezialist*innen, eine bunte Mischung. Was sie eint, bei allen unterschiedlichen Lebensentwürfen ist, die Sorge um ihren Wald, ihr Klima und ihre Zukunft.

Leider ist bisher bei der Hessischen Landesregierung und dem grünen Verkerhrsministerium bisher kein Umdenken festzustellen. Der "Rechtststaat" geht vor Klimaschutz. Aber es ist eine politische Entscheidung, diese A49 weiter zu bauen und noch wäre Zeit von einer Politik abzurücken, die aus dem letzten Jahrtausend stammt.

Der Druck muss wachsen! Auf der Straße, den Parlamenten und den Baumwipfeln!

Weitere Infos findet ihr unter: https://waldstattasphalt.blackblogs.org/